Kueste kDie Nordseeküste bietet hervorragende Möglichkeiten für Kajakfahrten, wenn die Kajakfahrer über angemessene Fähigkeiten und Kenntnisse sowie über eine geeignete Ausrüstung verfügen.

Beim Paddeln auf See sind neben den Revier- und Wetterbedingungen eine Reihe von Vorschriften zu beachten. Es handelt sich zum Einen um die Verkehrsvorschriften, wie  die Kollisionsverhütungsregeln (gelten außerhalb von Schifffahrtsstraßen und auf hoher See), die Seeschifffahrtsstraßenverordnung (gilt in bezeichneten Fahrwassern) sowie weitere, regional unterschiedliche Vorschriften und lokale Verordnungen. Zusätzlich sind die Befahrensregeln in den Nationalparken zu beachten.

Verkehrsregeln

In den Verkehrsregeln ist festgelegt, wie sich Verkehrsteilnehmer untereinander zu verhalten haben, z.B.:

  • Vorfahrtsregeln, wer weicht wem aus, hier ist die Größe und Art des Fahrzeugs  mitbestimmend   
  • Ausweichregeln, bei entgegengesetzten Kursen nach Steuerbord ausweichen, bei kreuzenden Kursen: Rechts vor Links
  • Regeln zum Überholen, der Überholer weicht aus
  • Regel zum Queren eines Fahrwassers, immer auf kürzestem Weg, d.h. rechtwinklig zum Fahrwasserverlauf, nicht vorhalten für Strom oder Wind

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Weiterhin ist in den KVR eine „Einstufung“ unterschiedlicher Fahrzeuge  festgelegt:

  • Segelfahrzeug
  • Maschinenfahrzeug, hierzu zählen nach einem Urteil des Seeamtes Kiel auch Kajaks
  • Die Maschinenfahrzeuge sind in verschiedene Gruppen eingeteilt:
  • Manövrierunfähiges oder  manövrierbehindertes  Fahrzeug
  • Tiefgangbehindertes Fahrzeug
  • Fischendes Fahrzeug
  • Fahrzeuge unter eine Gesamtlänge von 20m dürfen größere Fahrzeuge nicht behindern
  • Segelfahrzeuge haben gegenüber anderen (Sportbooten) Vorrang, wenn sie ausschließlich unter Segeln laufen. Läuft die Maschine auch nur im Leerlauf mit, ist diese Bedingung nicht erfüllt.

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Befahrensregeln

In den Befahrensregeln ist festgelegt, welche Gebiete in den Nationalparken  ggf. nicht befahren werden dürfen. Die Watt- und Seegebiete in den Nationalparken sind in verschiedene Zonen eingeteilt:

  • Zone 1 VSG und/oder RSG (Vogelschutzgebiet/Robbenschutzgebiet), im angegebenen Zeitraum ist die Befahrung mit allen Fahrzeugen und das Betreten verboten. Ausnahme: Führt ein bezeichnetes Fahrwasser durch Zone1  VSG/RSG, darf dieses ohne zeitliche Einschränkung befahren werden.
  • Zone 1, die Zone 1 darf im Rahmen der sogenannten 3-Stundenregel, d.h.  3 Stunden vor und nach dem lokalen! Hochwasser befahren werden. Das Aussteigen und Betreten von Wattflächen ist allerdings nicht erlaubt. Ausnahme: Führt ein bezeichnetes Fahrwasser durch die Zone 1, darf dieses ohne Einschränkung befahren werden. Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer darf für eine nautisch erforderlichen Pause (z.B. Tidenkipp abwarten) das Watt betreten werden. Der Umkreis von 50m um die Boote darf allerdings nicht verlassen werden. In anderen Nationalparken sind teilweise sogenannte Trittsteine eingerichtet die zum Zweck einer notwendigen Pause betreten werden dürfen.

Alle übrigen Gebiete dürfen frei befahren werden, natürlich immer mit den Einschränkungen der Verkehrsregeln.

Wo paddeln wir am Besten? 

Oft bietet es eine Reihe von Vorteilen in der Nähe und in Richtung der Wattfahrwasser zu paddeln. Die Orientierung nach den Seezeichen ist relativ einfach, wenn man eine aktuelle Seekarte mit führt und sich vor Fahrtbeginn mit dieser vertraut gemacht hat. Die Fahrwasser folgen oft den Prielen. Dort finden wir tiefes Wasser und nutzbare Strömungen. Ist genügend Wasser vorhanden, empfiehlt es sich, etwas außerhalb des Fahrwassers zu paddeln. Ist dort nicht genügend Wasser wird in der Regel kaum anderer Verkehr sein, wir können dann das Fahrwasser am rechten Rand nutzen.

Wollen wir offene See oder ein Wattgebiet befahren, sind im Nationalpark auf jeden Fall die Schutzzonen zu beachten. Zudem sollte man, wenn vorhanden Landmarken zur Orientierungshilfe benutzen, wenn diese wegen schlechter Sicht oder zu großer Entfernung nicht nutzbar sind ist unbedingt Kompasskurs zu fahren und so oft wie möglich eine Positionsbestimmung vorzunehmen.

Beim Paddeln außerhalb des Fahrwassers ist zu beachten, dass dort ebenfalls jederzeit anderer Verkehr durch Berufs- und Sportschifffahrt möglich ist.  So nutzt z.B. die MS Jan Cux, wenn sie gegen den Tidenstrom nach Neuwerk unterwegs ist, gern das Gebiet mit geringerer Strömung neben dem Fahrwasser.

Besonders bei starkem Verkehr kann es sinnvoll sein, in flachen Bereichen zu paddeln, die von anderen Fahrzeugen nicht befahren werden können.

Selbstverständlich ist jeder gehalten sich über die Vorschriften in dem Gebiet, in dem eine Tour geplant wird, zu informieren und diese Vorschriften auch zu beachten. Ebenso ist ein rücksichtsvolles Verhalten gegenüber Anderen und der Natur für uns Kanuten jederzeit selbstverständlich.

Detlev Kalter, Dezember 2019

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